Nova Gorica (©Vidmar Matjaz)
Die Region Goriska ist ein mannigfaltiger Landstrich mit vielen naturgeographischen Höhepunkten. So liegen in den Julischen Alpen der höchste Berg Sloweniens, der Triglav (2864m) (vgl. Gorenjska), und viele weitere steile Gipfel und wilde Täler. Gen Süden schließt sich der Ternowaner Wald (slow. Trnovski Gozd), ein wald- und flechtenreiches Mittelgebirge, das dem Alpinen Karst zugeordnet wird. Mit über 3000mm Regen und Schnee gehört es zu den feuchtesten Gebieten Sloweniens und gilt als ökologisch wertvoll. Bei nur der Hälfte an Niederschlag und mit Trockenzeit im Sommer, folgen die fruchtbaren Obst- und Weinbauregionen des Vippava-Tals. Eine klimatische Besonderheit ist dort die winterliche Bora, ein kalter und teils sehr heftiger Fallwind. Noch weiter südlich, inmitten des klassischen Karstgebietes, bestaunt der Besucher in den Höhlen von Skocjan, einem UNESCO-Naturdenkmal, bizarre Tropfsteinformationen.
Kanal ob Soči, Julian Alps (©Lars Keller)
Historische Stätten werden in Goriska bis in die Hallstattära zurückdatiert (z.B. nahe Tolmin). Im Mittelalter gehörte die Region dem Geschlecht der Oglej (ita. Aquilea) und den Herzögen von Gorica, bis die Habsburger 1500 die Macht übernahmen. Traurige Bekanntheit erlangte das Soča-Tal während des Ersten Weltkriegs, als an der so genannten "Isonzo-Front" den austro-ungarischen Truppen zwar der Durchbruch gegen die italienische Armee gelang, den Geschichtsbüchern jedoch über eine Million getöteter Soldaten eingeschrieben wurde. Mit dem Vertrag von Rapallo geriet Goriska 1920 dennoch in italienische Hände, nach 1947 war es Teil Jugoslawiens.
Der Schock der Transformationsjahre nach Rückgewinnung der slowenischen Eigenstaatlichkeit 1991 traf die Nuts-3-Region hart, doch platziert sie sich heute ökonomisch im Land in vorderster Reihe. Als vorteilhaft für den Fortschritt erwies sich die Lage in der dicht besiedelten und industrialisierten Ebene von Friaul nahe der italienischen Grenze. Dienstleistungen tragen bereits um die 60% zum BIP bei, der primäre Sektor nur noch um die 3%. Nachdem bis ca. 1950 die Quecksilbermine in Idrija den einzigen bedeutenden Industriezweig darstellte, blickt man mittlerweile auf eine ganze Reihe moderner, exportorientierter Branchen, allen voran die erfolgreiche Elektronikindustrie. So werden in Cerkno Haushalts- und Heizgeräte hergestellt, in Idrija Elektromotoren für Kühleinrichtungen. Je nach landwirtschaftlicher Ausrichtung sind auch verschiedenen Nahrungsmittelindustrien von Bedeutung, z.B. die Fruchtsaftproduktion in Ajdovšcina. Goriska weist derzeit eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten Sloweniens auf und seine Bevölkerungsabnahme verläuft milder als andernorts.
Wirtschaftlich benachteiligt und schwer zugänglich zeigt sich allerdings der nördliche Regionsteil, wo der Fluss Soča, in seiner Ausdehnung zwischen breiten Auen und schmalen Klammen changierend, smaragdblau dahinströmt. Das imposante Soča-Tal lebt vorwiegend von Wildwasserfahrern, Bergsteigern, Mountainbikern und Wintersportlern. Mit dem Skizentrum Kanin erleben letztere bis in Höhen um 2300m das einzige hochalpine Ski- und Langlaufgebiet Sloweniens, in dem die Saison bis Anfang Mai gehen kann. Die Rundblicke über drei Länder sowie die Aussicht bis zur Adria sind atemberaubend. Abgesehen von den Hochlagen beeinflussen sommers warme Winde von der Küste her die alpinen Täler und verleihen so Klima und Pflanzenwelt Mittelmeercharakter. Am dunkelgrünen Fluss Idrijca entlang führen Wege gen Süden, nach Cerkno und Idrija. Hier liegt die Heimat der traditionellen Spitzenklöppelei und eine recht moderne touristische Infrastruktur erschließt die prächtige Bergwelt mit ihren Misch- und Fichtenwäldern und den sonnigen Hochebenen. Unten im Tal kann man sich dann in den Thermalquellen erholen. Im Winter sorgen 18 Kilometer beschneite Abfahrtspisten zwischen 900 und 1300 Metern Seehöhe für Freude am Ski- und Snowboardsport. Sehenswert sind aber auch die traditionellen Faschingsläufer, die dem Winter alljährlich den Garaus bereiten sollen. Die kulinarische Spezialität Idrijas sind die schmackhaften Žlikrofi, gefüllte Teigtaschen.
Die Teilung der Stadt Gorizia (dt. Görz) nach dem Zweiten Weltkrieg - das Zentrum verblieb bei Italien - führte auf jugoslawischer Seite zur Gründung von Nova Gorica, einer Stadt vom Reißbrett. Diese hat sich als Verwaltungs-, Kultur- und Wirtschaftszentrum Westsloweniens etabliert und gilt als Hauptort der Nuts-3-Region Goriska. Modern erbaut wurden Theater und Galerie, Gorica-Museum. Provinzarchiv und Bibliothek befinden sich neben wichtigen Bildungsstätten ebenfalls hier. Diverse Messen, die Umstrukturierung der Industrie (v.a. neue umweltfreundliche Technologien) sowie der Ausbau von Handel, Tourismus und weiteren Dienstleistungen setzen dynamische Impulse. Gleichwohl oder gerade weil es keine Altstadt aufweist, besitzt Nova Gorica ganz eigenen Charakter und mit dem Spielcasino einen Anziehungspunkt vor allem auch für italienisches Publikum. Vor dem Ersten Weltkrieg belieferte die Region den kaiserlichen Hof in Wien mit Rosen, und noch heute zieren diese in Nova Gorica neben dem Stadtwappen zahlreiche Gärten. Die Blumenfülle und die vielen Sonnenstunden verleihen dabei der Gegend eine spezielle Liebenswürdigkeit.
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