Kartenset »Gletscher - jährlichen Längenänderung seit 1991«
Längenänderungen der Gletscher zum Vorjahr (2004)
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Info
Die Karte zeigt die Längenänderungen jener Gletscher, die im jährlich erscheinenden Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins erfasst sind. Die Symbolgröße entspricht dabei dem absoluten Wert der Längenänderung, die Symbolfarbe signalisiert Abnahme (Gelb-, Rottöne) bzw. Zunahme (Grüntöne). Klicken sie für ein Diagramm mit der Entwicklung seit 1991 auf die einzelnen Quadrate
Kartentext
Gletscherbericht 2003/04
Auszug aus dem Sammelbericht über die Gletschermessungen des Oesterreichischen Alpenvereins im Jahre 2004. Univ.-Prof. Dr. Gernot Patzelt, Inst. für Hochgebirgsforschung, Universität Innsbruck. Bergauf, 02/2005, Jg. 60 (130), S. 24-25
Der Witterungsverlauf
Der außergewöhnlich warme Sommer 2003 ging pünktlich mit dem Temperaturabfall Ende September und mit den ersten starken Schneefällen um den 4./5. Oktober 2003 zu Ende. Das Winterhalbjahr begann mit einem sehr kalten und schneereichen Oktober, dem in der Höhe auch die spätherbstlich warme 2. Novemberhälfte nichts mehr anhaben konnte. Die Herbstmonate waren im Gebirge durchwegs schneereich. Im verbreitet niederschlagsarmen Frühwinter entfiel das normale Weihnachtstauwetter und wurde durch einen polaren Kaltlufteinbruch um den 23. - 25.12. ersetzt, dem dann in den Schigebieten erst gegen Monatsende der ersehnte Schneefall folgte. Der Hochwinter war deutlich und pünktlich im letzten Jannuardrittel kalt und nur in NW-Staulagen niederschlagsreich. Im Spätwinter (März/April) entwickelte sich bei normalen bis etwas zu warmen Temperaturen eine insgesamt überdurchschnittliche Winterschneedecke auf den Gletschern.
Das Sommerhalbjahr begann durchwegs mit einem zu kühlen Mai mit pünktlichen Eismännern, deutlich übernormalen Niederschlagsmengen in den Hochlagen und 21 Schneefalltagen am Sonnblick. Im Juni lagen die Temperaturen nur um den 9./10. deutlich über, in der 2. Monatshälfte um den Normalbereich. Stark wechselnd war der Witterungsablauf im Juli. Einer Warmperiode in der 1. Woche folgte ein Kälterückfall zwischen 9. und 15., der mit Neuschnee bis in höhere Tallagen am 10./11. die Abschmelzperiode deutlich unterbrach. Die folgenden 9 bis 10 Tage waren überdurchschnittlich warm, mit Regenniederschlägen bis in die Hochlagen. Ein kurzer, niederschlagsarmer Kälterückfall um den 27./28. leitete dann in die 2 Wochen nicht unterbrochene Warmphase über, die die Hauptschmelzperiode der Gletscher bildete und zu deutlich positiven Temperaturabweichungen im August führte. Ab dem 13.8. kam es noch im August zu 3 Abkühlphasen mit etwas Neuschnee. Die erste Septemberhälfte blieb überdurchschnittlich warm und trocken, doch der Kaltlufteinbruch mit Neuschneefall bis in höhere Tallagen am 15.9. beendete die Abschmelzperiode in den Hochlagen und der nächste Temperatursturz am 22.9. mit anhaltender Schneedecke bis Monatsende diese auch auf den Gletschern in tieferen Lagen.
Das glaziale Sommerhalbjahr 04 war mit einer Temperaturabweichung von + 0,2° C um über 3° C kühler als der vorangegangene Sommer 03 und damit nahe dem Normalwert der letzten 30 Jahre. Der extremen positiven Temperaturabweichung des Sommers 03 (siehe AV-Mitteilungen Heft 1/04 (1974), S. 7 und S. 9) ist eine nahezu durchschnittliche Temperaturentwicklung im Sommer 04 gefolgt.
Die Beobachtungs- und Messergebnisse
Die überdurchschnittlichen Winterschneemengen blieben im kühlen und neuschneereichen Frühsommer bis Ende Juli gut erhalten. Ausschlaggebend für den Abbau der Schneedecke und beachtliche Eisschmelze waren die beiden Wochen der 1. Augusthälfte mit durchgehend hohen Temperaturen. Drei jeweils kurze Kälteeinbrüche mit Neuschneeällen unterbrachen zwar die Ablation, doch kam in den 2 ersten Septemberwochen die Abschmelzung nochmals in Gang. Erst der 1. Neuschneefall Mitte September und dann der Kälteeinbruch mit Schneefall um den 22.9. beendete das Haushaltsjahr. Der Gegensatz zum Sommer 03 ist beachtlich. Dennoch kam es an den tieferliegenden Gletscherzungen zu erheblicher Eisschmelze. Der Sommer 04 ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sehr wenige warme Tage die Abschmelzung und den Massenverlust an den Gletschern bestimmen können.
Von den 107 Gletscherenden des Messnetzes liegen von 103 Gletschern Beobachtungen vor. Davon blieben 5 Gletscherenden schneebedeckt, sodass bei 98 Gletschern die Tendenz der Längenänderung und von 90 Gletschern konkrete Messwerte mitgeteilt werden können. Während 2003 alle (= 100 %) beobachteten Gletscherenden zurückgeschmolzen, waren es 2004 nur 81 (= 83 %). 13 Gletscherenden (=13 %) blieben stationär und bei 4 Gletscherenden (=4 %) wurde Vorstoß gemessen.
Der Mittelwert der Längenänderung von 90 Gletschern hat mit - 7,66 m auf ein Drittel des Vorjahrswertes (2002/03: -22,9 m) abgenommen, ist aber klar negativ.
Kennzeichnenderweise wurden die vorrückenden Gletscherenden durchwegs in den östlichen Gebirgsgruppen (Ankogel-Hochalmspitze 3, Goldberggruppe 1) gemessen, wo die Gletscher einem Gleichgewichtszustand nahe sind, während die Gletscherzungen der westlichen Zentralalpen zum Teil davon noch weit entfernt bleiben. Deutlich waren gegenüber dem Vorjahr jedoch die großen Rückzugsbeträge reduziert. 24 Gletscherzungen gingen mehr als 10 m, 5 Gletscherzungen mehr als 20 m und nur 3 Zungen über 30 m zurück. Aus der Reihe tanzt mit - 61 m der Taschachferner (Ötztaler Alpen). Am Umbalkees (Venediger Gruppe) wird mit -34,0 m der große Vorjahreswert (-52,0 m) bestätigt. Der Äußere Pirchlkar Ferner (Ötztaler Alpen) fällt mit -30,3 m (Vorjahr -4,5 m) erstmals unter den Rückzugsgrößten.
Die eindeutigen Vorstoßbeträge waren mit Kleinelend Kees (+ 5,8 m), Winkel Kees ( +3,1 m) und Kälberspitz Kees (+2,7 m) in der Ankogel-Hochalmspitzgruppe zu verzeichnen. Der Vorstoßbetrag des Kl. Fleißkeeses (+2,0 m) wurde nach dem Zungenabbruch vor 2 Jahren am neuen Eisrand gemessen. Die große Zahl der als stationär eingestuften Gletscherenden ist vielfach auf die späte, erst knapp vor der Messung erfolgte Ausaperung des Eisrandes zurückzuführen.
Alle gemessenen Profillinien am Hintereisferner, Pasterze und in der Ankogel-Hochalmspitzgruppe wiesen Einsinkbeträge und verringerte Fließgeschwindigkeit auf. Das ist ein Anzeichen dafür, dass der Massentransport von Nähr- ins Zehrgebiet der Gletscher weiterhin abgenommen hat, wenn auch in bedeutend geringerem Ausmaß als im Jahre 2003. Auf der Pasterze ergaben alle gemessenen Profile eine Höhenabnahme der Eisoberfläche. Aus den 3 Profilen der Zunge wurde eine mittlere Dickenabnahme von 4,6 m ermittelt, 2 m weniger als im Vorjahr, aber dennoch ein hoher negativer Wert. Überdurchschnittliche Winterschneemengen und ein relativ gletscherfreundlicher Witterungsablauf im Sommer haben noch keine allgemeine Trendänderung an den Gletscherzungen bewirkt - was auch nicht zu erwarten war.
Quelle
Gletscher - Längenänderung zum Vorjahr (m) (2004) (v212:2503)
(edit)
Quelle: Österreich: Patzelt, Gernot (2013): Length changes of Austrian glaciers 2003/2004. doi:10.1594/PANGAEA.821812
Daten
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