Sachgütererzeugung - Chemische Industrie
Überraschende Erfolsgeschichte in der Nachkriegszeit
Die Chemieindustrie Tirols besteht im Wesentlichen aus dem Werk der Pharmaproduktion von Sandoz, ex Biochemie in Kundl, der Adler-Wek GmbH & CoKG (Lacke) in Schwaz, der Gebro Pharma AG in Fieberbrunn und der MEMC Electronic Materials AG (hochreines Sillizium) in Meran. Der Standort von Sandoz in Kundl hat für Tirol eine überragende Wichtigkeit und vereinigt bereits gut 50 % aller Chemie-Arbeitsplätze auf sich. Der traditionelle Standort der Karbiderzeugung der Donau-Chemie in Landeck hat heute nur noch untergeordnete Bedeutung. Aus der obigen Unternehmensaufzählung ergibt sich, dass die Produktion chemischer Produkte in Nordtirol einen höheren Stellenwert einnimmt wie in Südtirol (Rangplatz 8 nördlich, Rangplatz 11 südlich des Brenner in der Branchenliste unten). Obwohl die Chemische Industrie Tirols mit ihren Produkten Nischenmärkte besetzt, braucht es in dieser Branche für Tiroler Verhältnisse große Betriebe, um wirtschaftlich rentabel arbeiten zu können.
Die Chemische Industrie Tirols ist ein schönes Beispiel für den effizienten Einsatz des "Rohstoffes" Wissen. Es waren jeweils Gruppen junger Wissenschaftler, die durch ihre Forschungsarbeit die Erfolgsgeschichten der Biochemie in Kundl (Weltweit erste Herstellung von oral verabreichbarem Penicillin) oder der Gebro Pharma GmbH in Fieberbrunn (blasenfreie Befüllung von Zylinderampullen) ins Laufen brachten. Klassische Standortfaktoren wie Rohstoffe, Transportkosten oder Energiequellen spielten in diesem Fall keine wesentliche Rolle. Man kann sogar ohne Weiteres behaupten, dass den damals jungen Chemieunternehmen ein "Überraschungserfolg" gelungen ist, da das "Bauernland" Tirol damals nicht für innovative Spitzenforschung bekannt war.