Standortkoeffizient Energie- und Wasserversorgung
Wo befinden sich die Schaltzentralen und Kraftwerke der Energiewirtschaft in Tirol?
Die Hauptstandorte der Energie- und Wasserwirtschaft befinden sich in den Landeshauptstädten Innsbruck und Bozen. Zum Zeitpunkt der Arbeitsstättenzählungen im Jahr 2001 konzentrieren sich in Innsbruck 1.086 von 3.056 Arbeitsplätzen in der Energie- und Wasserversorgung Nordtirols. In Bozen waren es sogar 761 von 1.572 Arbeitsplätzen in Südtirol. Die TIWAG als landeseigene Aktiengesellschaft zur Nutzung der Wasserkraft in Nordtirol hat ihre ca. 1.300 Mitarbeiter in hohem Ausmaß in der Zentrale in Innsbruck zusammen gezogen. Nur relativ wenige Mitarbeiter arbeiten an den Standorten der Wassergroßkraftwerke (siehe Liste unten), auch wenn in den jeweiligen Gemeinden sehr hohe Standortkoeffizienten erreicht werden. Der Grund ist die hohe Kapitalintensivität der Wirtschaftsbranche in der nur vergleichsweise wenige Arbeitskräfte zum Betrieb der Großkraftwerke vor Ort gebraucht werden, dafür aber umso mehr in der technischen und betriebswirtschaftlichen Planung und Steuerung in der Unternehmenszentrale. Immerhin handelt es sich bei diesen zentralen Arbeitsplätzen zumeist um hochqualitative und gut bezahlte Anstellungen. Rein quantitativ ist die "Sicherung von Arbeitsplätzen", die als Argument immer wieder in die aktuelle Diskussion über den Ausbau der Wasserkraft in Nordtirol eingebracht wird, allerdings nicht besonders bedeutend.
Für die Ausbeutung der Wasserkraft im Zillertal ist die Austria Hydro Power AG mit Sitz in Wien verantwortlich, die die alte Tauernkraftwerke AG übernommen hat. Diese Struktur geht auf die Anfangsjahre des hydroelektrischen Ausbaus unter nationalsozialistischer Ägide zurück als die Kraftwerksgruppe Kaprun auf Salzburger Boden erbaut wurde und einzelne Erschließungsansätze (Gerlos, Bösdornau) das Land Tirol erreichten. Einige mittelgroße Wasserkraftanlagen wie z.B. die Anlage am Verwallstausee in St. Anton am Arlberg werden von gemeindeeigenen Stadtwerken betrieben.
In Südtirol nutzten die faschistischen Machthaber in den 1920er und 1930er Jahren den Ausbau der Wasserkraft (z.B. Kraftwerke Pfitsch 1928, Kardaun 1929 und Barbian 1938) als Machtdemonstration und Instrument der Italienisierung der Provinz, indem Arbeiter aus Süditalien beschäftigt wurden. Auch heute noch werden etwa 75 % der großen Wasserkraftwerke unter der Regie provinzfremder Konzerne betrieben, zumeist durch die ENEL (Ente Nazionale per l'Energia eLettrica) Spa mit Hauptsitz in Rom. Damit erklärt sich auch die insgesamt geringere Bedeutung der Branche für den Südtiroler Arbeitsmarkt.
Großkraftwerke der TIWAG
- Speicherkraftwerk Kaunertal mit Gepatschspeicher und Krafthaus in der Gemeinde Prutz (gebaut 1961-1964), Leistung: Leistung 392 MW
- Laufkraftwerk mit Schwellbetrieb am Innknie in Imst (gebaut 1953-1956), Leistung:89 MW
- Speicherkraftwerk Silz der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz mit Speicher Längental (gebaut 1976-1981), Leistung 500 MW
- Pumpspeicherkraftswerk Kühtai der Kraftwerksguppe Sellrain-Silz mit den Speichern Längental und Finstertal (gebaut 1976-1981), Leistung 289 MW
- Kraftwerk Achensee, Krafthaus in Jenbach; das älteste Großkraftwerk Tirols (gebaut 1924-1927) und Anlass zur Gründung der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG), Speicher ist der 10 km lange und bis zu 133 m tiefe Achensee, Umleitung des ursprünglichen, natürlichen Abfluss nach Norden zur Isar in Richtung Süd zum Inntal, Leistung: 79 MW
- Laufkraftwerk an der Innschleife bei Kirchbichl (gebaut 1938-1941), Leistung: 24 MW
- Laufkraftwerk Langkammpfen am Inn (gebaut 1995-1998), Leistung: 31,5 MW
- Laufkraftwerk Strassen-Amlach an der Drau (gebaut 1984-1988), Leistung: 60 MW
Großkraftwerke der Bayerisch-Österreichischen Kraftwerksgesellschaft
- Laufkraftwerk Oberaudorf-Ebbs (gebaut 1989-1992), Leistung 59 MW
- Laufkraftwerk Nußdorf (gebaut 1979-1982), Leistung 47,9 MW
Großkraftwerke der alten Tauernkraftwerke AG (heute Teil des Verbund in der Austrian Hydropower AG)
- Pumpspeicherkraftwerk Roßhag mit Schlegeisspeicher und Stillup-Speicher (gebaut 1965-1972), Leistung 231 MW
- Pumpspeicherkraftwerk Häusling mit Speicher Zillergründl und Stillup-Speicher (gebaut 1974-1988), Leistung 360 MW
- Speicherkraftwerk Mayrhofen mit Stillup-Speicher (gebaut (1965-1971 und 1976-1977), Leistung 345 MW
- Speicherkraftwerk Bösdornau (gebaut 1928-1939), Leistung 25,3 MW
- Speicherkraftwerk Gerlos mit Speicher Gmünd (gebaut 1943-1945), Leistung 65,2 MW
- Speicherkraftwerk Funsingau mit Speicher Durlaßboden (gebaut 1963-1967), Leistung 25 MW
In Südtirol existieren 27 Wassergroßkraftwerke (14 ENEL, 7 Edison, 3 Etschwerke, 2 Sel Edison, 1 Bruneck).
Großkraftwerke der Etschwerke AG
- Laufkraftwerk Töll (gebaut 1897-1898), Leistung: 28 MW
- Laufkraftwerk Schnals (Fertigstellung 1912), Leistung: 12 MW
- Speicherkraftwerk Naturns mit Vernagtspeicher (Fertigstellung 1963), Leistung 230 MW