Tirol Atlas Archiv

Kartentext

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Dominanter Sektor

Die Karte zeigt eindrucksvoll, wie weit der Strukturwandel zur Dienstleistungsgesellschaft im Tirol Atlas Gebiet bereits fortgeschritten ist. Die Dynamik des Wandels seit Beginn der 1950er Jahre kommt in den beiden folgenden Diagrammen zum Ausdruck.

Diagramm
Quelle: Leidlmair, Adolf et al. (2001): Die Tiroler Wirtschaft auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, S.156; Daten für 2001 aus der Tirol Atlas Datenbank.

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Quelle: Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abteilung Arbeit (2004): Arbeitsmarktbericht 2004.

Der dominante Wirtschaftssektor ist derjenige mit den meisten Arbeitsplätzen in der jeweiligen Gemeinde. Nur relativ wenige Gemeinden mit außergewöhnlich großen Industriebetrieben, wie Swarovski in Wattens, Sandoz in Kundl, die Planseewerke in Breitenwang, GE Jenbacher in Jenbach, Hoppe in St. Martin in Passeier oder Lafarge Roofing und Rieper in Kiens und Vintl, stechen als industriell geprägte Inseln heraus. Dieser Inselcharakter der Industrie ist typisch für Gesamttirol. Selbst im Unterinntal, das die längste und bedeutendste industrielle Prägung im Tirol Atlas Gebiet aufweist, kam es nie zur Ausbildung einer zusammenhängenden Industrieregion. Die Industrieansammlung in der Provinz Udine ist nur von untergeordneter Bedeutung und im Verfall begriffen.

Landwirtschaftlich dominierte Gemeinden bilden die absolute Ausnahme und beschränken sich auf extrem periphere Gebiete, wie das Villgratental und einige abseits der touristischen Hauptorte gelegene Gemeinden im Zillertal. Die landwirtschaftlich dominierten Gemeinden im Nonstal im Trentino sind ebenfalls strukturschwach und hatten unter starker Abwanderung zu leiden (gilt allerdings nicht für alle Gemeinden im Nonstal).

Das tradierte Bild von Tirol als Agrarland, dass von vielen Touristen gepflegt wird, ist absolut unhaltbar. Eher könnte man von einem Land der Dienstleistungen mit industriellen Einflüssen sprechen. Allerdings ist auch das Bild vom Tourismusland mit Vorsicht zu genießen. Die hochgelegenen Talschlussgemeinden am Alpenhauptkamm und die anderen bekannten Sommer- und Wintertourismuszentren entsprechen sicher diesem Bild. Die Gemeinden mit dem größten Zuwachs an Arbeitsplätzen im Umfeld von Innsbruck und Bozen, die der Tourist in der Regel nur im Stau auf der Brennerautobahn wahrnimmt, lassen sich aber sicherlich nicht als überwiegend touristisch dominiert bezeichnen. Gesamttirol ist aus rein wirtschaftlicher Sicht und im europäischen Kontext betrachtet eine wesentlich "normalere" Region, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Auch in Tirol verdient ein Großteil der Bevölkerung den Lebensunterhalt als Handwerker(in), Bankangestellte(r), Unternehmensberater(in), Beamter/in, Industriearbeiter(in) etc. etc. und nicht als Landwirt(in) oder Hotel- und Gaststättenbetreiber(in). Die hohe Zahl an Arbeitsplätzen in den Haupttalgemeinden, gewissermaßen im "Flachland, das von Bergen eingerahmt ist", beweist, dass die Fixierung des Alpenbildes auf das obere Höhenstockwerk, wie es die Freizeit und Tourismusindustrie offensiv vermarktet, verzerrt ist. Über 90 % der Gesamttiroler Bevölkerung lebt in Orten unter 1000 m Seehöhe und dementsprechend viele Wirtschaftsaktivitäten laufen dort ab. Das Image der großen Talräume ist durch Verkehrs- und Umweltbelastungen eher negativ geprägt und gilt nicht als Aushängeschild von Nord- und Südtirol nach außen. Dieses Bild darf aber nicht verdecken, dass hier das Herz der Tiroler Wirtschaft schlägt.