Frauenanteil an den Erwerbstätigen am Wohnort
Der Frauenanteil an der erwerbstätigen (umgangssprachlich berufstätigen) Wohnbevölkerung hat von 1971 bis 2001 in den österreichischen Bundesländern und in Südtirol stark zugenommen. Dynamisch war die Zunahme in Südtirol, wo der Frauenanteil von einem deutlich niedrigeren Niveau in 1971 den Nordtiroler Wert im Jahr 2001 nicht nur eingeholt, sondern sogar leicht übertroffen hat. Dies lässt auf eine besonders starke Veränderung des Rollenbildes und der Erwerbsbiographien der Südtiroler Frauen schließen.
Land und Jahr | Erwerbstätige am Wohnort insgesamt | Erwerbstätige am Wohnort weiblich | Frauenanteil |
---|---|---|---|
Tirol 1971 | 210.249 | 70.993 | 33,8 % |
Südtirol 1971 | 153.970 | 42.023 | 27,3 % |
Tirol 2001 | 307.546 | 127.477 | 41,4 % |
Südtirol 2001 | 215.110 | 89.748 | 41,7 % |
Quellen: Österreich: Statistik Austria, Volkszählungen 1971 und 2001; Italien: ISTAT, 11. und 14. Allgemeine Volkszählungen 1971 und 2001. |
Auf der Bezirksebene liegen die beiden Stadtbezirke Innsbruck und Bozen an der Spitze, was den Frauenanteil an der erwerbstätigen Wohnbevölkerung betrifft. Die Entwicklung der übrigen Bezirke ist sehr unterschiedlich verlaufen und entzieht sich der Beschreibung durch generelle Aussagen.
Quellen: Österreich: Statistik Austria, Volkszählungen 1971 und 2001; Italien: ISTAT, 11. und 14. Allgemeine Volkszählungen 1971 und 2001.
Betrachtet man die 2001er Werte aus räumlicher Perspektive, so fällt ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle auf. Die sehr hohen Frauenanteile an der erwerbstätigen Wohnbevölkerung in Bayern, wo ein nicht unerheblicher Teil der Gemeinden die 50 % Marke übertrifft, kontrastieren scharf mit den italienischen Provinzen Udine, Belluno, Sondrio und Trentino. In Bayern bezieht sich die Darstellung allerdings nur auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, so dass hier eine leichte Überhöhung des Frauenanteils gegeben ist. Das räumliche Muster im Trentino ist insoweit modifiziert, als dass im Haupttal der Etsch wesentlich mehr Frauen erwerbstätig sind als in den Seitentälern. Das gesamte Tirol Atlas Gebiet weist im Nord-Süd-Vergleich mittlere Werte auf. Höhere Frauenanteilen im Unterinntal gegenüber dem Oberinntal und dem Außerfern führen zu einem Ost-West Gefälle in Nordtirol. Osttirol bleibt bei der Frauenerwerbstätigkeit deutlich zurück, sieht man vom Bezirkshauptort Lienz ab, der ähnlich wie die anderen Bezirkshauptorte eine besonders hohe Erwerbstätigkeit von Frauen aufweist. Dies ist ein Hinweis, dass städtische Lebensformen die Erwerbsarbeit von Frauen begünstigen.
Ein Hauptgrund für die insgesamt geringere Erwerbsbeteiligung der Frauen bleibt die Familiengründung. Allerdings hat es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Tirol Fortschritte gegeben. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die 50 % Marke, die auch fast genau die Sexualproportion der Wohnbevölkerung im Erwerbsalter wiedergibt (siehe Kartenset-Bevölkerung-Gruppen-Geschlechter). Im Vergleich dieser beiden Karten erkennt man, dass hohe Frauenanteile bei der erwerbstätigen Wohnbevölkerung mit Frauenüberschüssen bei der Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter korrespondieren (Frauenüberschüsse in vielen oberbayerischen Gemeinden und in den größeren Orten in Nordtirol).