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Wald - Eigentumsverhältnisse

Waldeigentümer

Eigentumsverhältnisse am Tiroler Wald

Die Waldeigentumsverhältnisse zeigen deutliche Unterschiede in Nord- und Südtirol. In Nordtirol spielt der Staatswald eine große Rolle (22 %), in Südtirol gibt es nur wenige Staatswaldungen, welche im Besitz der italienischen Staatsbahnen sind. Der hohe Anteil in Nordtirol ist geschichtlich begründet. Die Landesfürsten beanspruchten seit jeher das Eigentum der von den bäuerlichen Nachbarschaften oder Wirtschaftsgemeinden genutzten Wälder. Im Einzugsbereich von Bergwerken oder Montanbetrieben wurden die bäuerlichen Nutzungsrechte stark eingeschränkt. Mit der Waldpurifikation 1847 sollte die Eigentumsfrage an den Wäldern endgültig und rechtlich verbindlich geklärt werden. Im Zuge dieser Waldzuweisungen wurden zwei Drittel der Staatswälder in das Eigentum der Gemeinden (siehe Gemeindewald) übertragen, ein Drittel blieb in Besitz des Staates. 1925 wurden die Staatswälder in den österreichischen Bundesforsten zusammengefasst.

Landeswald gibt es in Nordtirol nicht, da diese Wälder in die österreichischen Bundesforste eingegliedert wurden. Auch in Südtirol sind nur 1,7 % der Wälder in Besitz des Landes. In Bayern dagegen ist am Alpenrand der Großteil Landesforst. Dieser geht auf bayerische Herrscherhäuser zurück, deren Waldflächen 1818 festgelegt und in Folge als bayerischer Staatsforst bezeichnet wurden. Durch die föderale Struktur Deutschlands sind dies keine Staats- sondern Landeswälder.

Gemeindewald war nach der Waldpurifikation in Nordtirol weit verbreitet. Aufgrund von Problemen mit sog. Teilwäldern - dies sind Waldflächen, deren Eigentümer die Gemeinde ist, während das Holz- und Streubezugsrecht einzelnen Nutzungsberechtigten zustand - wurde in den 1970er Jahren ein beträchtlicher Teil den Agrargemeinschaften zugeführt (siehe Gemeinschaftswald). In Südtirol halten die Gemeinden und andere öffentliche Körperschaften nach den Privateigentümern den zweitgrößten Anteil an der gesamten Waldfläche.

In Nordtirol ist der Gemeinschaftswald am weitesten verbreitet. Eigentümer sind überwiegend Agrargemeinschaften, welche wie beschrieben in den 1970er Jahren viel Wald übertragen bekamen. In Südtirol werden Gemeinschaftswälder als Interessentenschafts- und Nachbarschaftswälder bezeichnet und gelten als Privatgemeinschaften von öffentlichem Interesse.

Privatwald ist hauptsächlich in Besitz von Bauern, weshalb er auch als "Bauernwald" bezeichnet wird. In Südtirol sind dies rund 53 %, in Nordtirol 36 %. Der Wald war lange Zeit ein wichtiger Bestandteil des Bauerntums, da er Rohstoff und Brennholz lieferte. Außerdem konnten durch den Verkauf von Holz bzw. Waldflächen Investitionen, z.B. Modernisierungen getätigt, und Ernteausfälle abgefedert werden. Im Zuge des Holzpreisverfalls und der relativ hohen Arbeitskosten in oft schwer zugänglichem Gelände büßte der Wald aber an Bedeutung für die Bauern ein.

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