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"Eine Zeitreise durch die Geschichte Tirols"

Steinzeit -2,5 Millionen bis -2000

Als Steinzeit wird die Zeitspanne vom Auftreten der ersten Menschen bis zum Beginn der Metallzeiten um 2000 vor Christus bezeichnet. Für die damaligen Menschen waren Steine einer der wichtigsten Werkstoffe. Sie fertigten daraus mit großem Geschick Jagdgeräte und andere Gebrauchsgegenstände. Ihre Nahrung erhielten sie durch das Sammeln von Beeren und Früchten oder das Jagen von Tieren. Erst am Ende der Steinzeit begannen die Menschen sesshaft zu werden und Landwirtschaft zu betreiben.

Altsteinzeit -2,5 Millionen bis -8000

Foto: Faustkeil aus der Altsteinzeit (Stephan Holdermann) In der Altsteinzeit waren die Menschen Jäger und Sammler. Während dieser Zeit fanden große Klimaveränderungen statt: Warmzeiten wechselten sich mit Eiszeiten ab. Wenn die Gletscher vorstießen und die Alpen mit einem dicken Eispanzer bedeckten, war das Land nicht bewohnbar.

Eiszeit bis -8000

Foto: Südliches Patagonisches Eisfeld (Helmut Rott) Während der Eiszeiten waren sowohl große Teile Europas, als auch große Teile der anderen Kontinente mit Eis bedeckt. Gletscher füllten die Täler der Alpen und nur die Spitzen der höchsten Berge ragten heraus. Die letzte Eiszeit in Mitteleuropa wird als Würmeiszeit bezeichnet und endete vor etwa 10000 Jahren.

Tischoferhöhle ca. -28000

Foto: Tischoferhöhle (Dr. Walter Leitner) Die ältesten Spuren von Menschen im Tiroler Raum wurden in der Tischoferhöhle bei Kufstein gefunden. Skelette, Werkzeuge und Jagdgeräte, zum Beispiel Lanzenspitzen aus Knochen von Höhlenbären, sind heute im Heimatmuseum von Kufstein ausgestellt. Sie sind etwa 30000 Jahre alt. Die Höhle ist am Eingang 20 Meter breit, 8,5 Meter hoch und hat eine Länge von rund 40 Metern.

Mittelsteinzeit -8000 bis -5500

In der Mittelsteinzeit erwärmte sich das Klima wieder und die Gletscher zogen sich zurück. Die Menschen fertigten damals kleine Geräte oft aus Feuerstein und versahen sie mit Griffen aus Holz oder Knochen. Die Werkzeuge hatten typische regelmäßige Formen.

Jungsteinzeit -5500 bis -2000

Foto: Jungsteinzeitliche Beilklingen (Stephan Holdermann) In der Jungsteinzeit wurden die Menschen sesshaft und begannen Ackerbau zu betreiben. Sie rodeten Wälder, bestellten Felder und bauten sich feste Häuser. Außerdem zähmten sie zum Beispiel Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder und hielten sie als Haustiere. Gleichzeitig verfeinerten sie ihre Werkzeuge und passten sie ihrer neuen Lebensweise an.

Ötzi ca. -4000

Foto: Ötzi Mumie (Südtiroler Archäologiemuseum) Nach dem Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10000 Jahren, begannen die Menschen die Tiroler Gebirgswelt zu besiedeln. Zu ihnen zählt Ötzi, der "Mann aus dem Eis", der 1991 am Tisenjoch gefunden wurde. Er verunglückte in den Gletscherregionen des Ötztals und lag rund 6000 Jahre im Eis begraben. Heute ist er in der "Eismann-Box" des Südtiroler Archäologiemuseums in Bozen bei -6°C ausgestellt. Untersuchungen der Mumie geben Auskunft über das Leben und den Entwicklungsstand der Menschen am Ende der Steinzeit.
Foto: Rekonstruktion von Ötzi (Südtiroler Archäologiemuseum) Ötzi ist 1,60 Meter groß, rund 40 Jahre alt und zu seinen Lebzeiten war er muskulös gebaut. Seine Kleidung besteht aus gegerbten Fellen und einem Grasmantel. Auch seine Ausrüstungsgegenstände, die es ihm ermöglichten, längere Zeit fern von der Siedlung zu überleben, sind sehr gut erhalten.
Foto: 1. Meldung des Eismann-Fundes in der Tiroler Tageszeitung (Tiroler Tageszeitung) So hat die Tiroler Tageszeitung über Ötzi berichtet, kurz nachdem er gefunden worden ist.

Metallzeiten -2000 bis 0

Um 2000 vor Christus wurden Metalle zum wichtigsten Werkstoff. Voraussetzung war die Entdeckung von Kupfer, das bereits am Ende der Jungsteinzeit in reiner Form verwendet und später zusammen mit Zinn zu Bronze weiterverarbeitet worden ist. Die Metallzeiten lassen sich in die Bronzezeit und die Eisenzeit unterteilen.

Bronzezeit -2000 bis -900

Foto: Geräte aus der Bronzezeit (Stephan Holdermann) Aus der Bronzezeit sind uns Werkzeuge, Geräte, Waffen und Schmuck aus Bronze erhalten. Bronze ist eine Legierung, das heißt eine Mischung aus ungefähr 9 Teilen Kupfer und 1 Teil Zinn. Um die beiden Metalle begann sich ein reger Handel zu entwickeln. Kupfer fand man zum Beispiel auf der Kelchalm bei Kitzbühel, im Osttiroler Virgental oder im Ahrn-, Eisack- und Sarntal in Südtirol. Die Menschen drangen immer weiter ins Gebirge vor und errichteten sogar größere Siedlungen, zum Beispiel bei Wattens oder Kurtatsch.

Kupfer seit ca. -2000

Kupfer ist ein Metall, das unser Leben stark prägt. Ohne Kupfer würden zum Beispiel Handy und Telefon, Computer, Licht und Auto nicht funktionieren. Aus diesem Metall werden nämlich feine Drähte erzeugt, die den Strom leiten. Aber auch Münzen werden aus Kupfer geprägt und wahrscheinlich kennst du Kupferdächer, die im Sonnenlicht rot oder grün glänzen.

Zinn seit ca. -2000

Zinn ist ein weiches, silbriges Metall, das schon während der Metallzeiten verwendet worden ist. Damals hat man es hauptsächlich mit Kupfer vermischt, um Bronze herzustellen. Zinn findet heute unter anderem auch Verwendung in der Erzeugung von Weißblech, als Lötzinn und in Verpackungsmaterialien.

Räter um -2000

Als Räter werden die Menschen bezeichnet, die während der Metallzeiten den Alpenraum besiedelten. Sie waren hauptsächlich Bauern und Handwerker, die sich mit der Glas- und der Metallverarbeitung beschäftigten. Ihre Kultur wurde durch den Einfall der Römer überprägt. Noch heute findet man in einigen Tälern Südtirols die rätoromanische Sprache, die dort als "Ladinisch" bezeichnet wird.

Eisenzeit -900 bis 0

Foto: Blick auf das Grattenbergl (Zeindl) In der Eisenzeit entwickelten die Menschen gemeinsame Kulturen und erste Schriftzeichen entstanden. Du hast vielleicht schon einmal etwas von der Hallstatt-Kultur gehört. Eisen, das viel härter ist als Bronze, wurde der wichtigste Werkstoff.

Römer -15 bis 476 n.Chr.

Foto: Römisches Reich (Tirol Atlas) Im Jahre 15 vor Christus eroberten die Stiefsöhne von Kaiser Augustus, Drusus und Tiberius, den Alpenraum. Obwohl die einheimische Bevölkerung Widerstand leistete, gelang es den beiden, bis an die Donau vorzudringen. Sie sicherten sich dadurch die kürzeste Verbindung von Oberitalien über die Alpen bis an den Rhein. Die eroberten Ländereien wurden römische Provinzen: die Provinz Rätien im Westen des heutigen Zillertals und die Provinz Noricum, die unter anderem das heutige Unterinntal, Osttirol und das Pustertal umfasste.
Foto: Römische Familie (Römermuseum Mengen-Ennetach) Die Eroberung durch die Römer brachte dem Tiroler Raum eine lange Zeit des Friedens, wirtschaftlichen Aufschwung und eine hochstehende Kultur. Es wurden zum Beispiel das Straßennetz ausgebaut, neue Städte angelegt und ein einheitliches Münzsystem eingeführt. Der Handel mit Waren aller Art blühte auf. Ab 400 nach Christus fielen immer wieder Völker von Norden und Osten her in das Weströmische Reich ein. Dem germanischen Feldherrn Odoaker gelang es schließlich 476 nach Christus endgültig die Grenzen des römischen Reiches zu Fall zu bringen.

Römerstraße

Foto: Römerweg Lermoos (Nicolussi) Die Römer waren eifrige Straßenbauer. Sie errichteten "Transitrouten" durch ihr Reich, auf denen sie Güter und Personen transportierten. Zu den wichtigsten Straßen gehörte die "Via Claudia Augusta". Sie war lange Zeit die Hauptverbindungsachse von der Adriaküste zur heutigen Stadt Augsburg. Noch heute werden immer wieder Reste dieser alten Römerstraße gefunden. So zum Beispiel in Lermoos oder bei Trient.
Den Auftrag für den Bau der "Via Claudia Augusta" gab Kaiser Claudius. Ihr genauer Verlauf ist nicht bekannt. Sie reichte von der Adriaküste, bzw. dem Fluss Po bis in den Raum Augsburg. Die Route führte über den Reschen- und Fernpass. In späterer Zeit verlor die Strecke zugunsten des Weges über den Brenner an Bedeutung.
Foto: Reproduktion eines römischen Meilensteines, Innsbruck (Tivoli) (Tirol  Atlas) Die Staatsstraßen waren damals mehr als 5 Meter breit und hatten eine geringe Steigung. Das war notwendig, um die Truppen mitsamt ihrer Ausrüstung an die Kriegsschauplätze verlegen zu können. An den Straßen wurden für Reisende Rasthäuser und Pferdewechselstationen angelegt. Die Römer führten auch eine Reichspost ein. An wichtigen Kreuzungen oder markanten Orten stellte man Meilensteine auf, auf denen unter anderem die Entfernung zur nächsten größeren Stadt eingemeißelt war.

Städtebau -15 bis 476 n.Chr.

Entlang der Hauptverbindungsachsen legten die Römer größere Städte an. Beispiele dafür sind Aguntum bei Lienz, Veldidena (Wilten/Innsbruck) und Vipitenum (Sterzing). Die Städte waren gut ausgestattet, sie hatten meist einen zentralen Platz, auf dem Märkte abgehalten wurden, sowie Bäder, ein Kanalsystem und sogar unterkellerte Häuser. Heute findet man von den Römerstädten nur mehr Ruinen. An ihren einstigen Standorten oder in deren Nähe sind in den folgenden Jahrhunderten wiederum Siedlungen entstanden, die oftmals noch heute wichtige Zentren darstellen.
Foto: Aguntum Therme (Cvratorivm Pro Agvnto) Einige Kilometer östlich von Lienz liegt die Ausgrabungsstätte Aguntum. Hier stand bis ins 6. Jahrhundert eine bedeutende römische Siedlung, deren Überreste man heute besichtigen kann. Beeindruckend ist das große Römerbad. Außerdem gab es bereits bei den Römern eine moderne Fußbodenheizung.
Veldidena war eine Station an der Römerstraße über den Brenner. In der Nähe liegt das heutige Wilten bei Innsbruck. Noch heute existente Mauerreste weisen darauf hin.

Sprache

Als die Römer den Alpenraum eroberten, brachten sie auch ihre Sprache, das Lateinische mit. Im Laufe der Zeit vermischte sie sich mit der Sprache der einheimischen Bevölkerung und es entstand das Rätoromanische. In einigen Alpentälern, vorwiegend im Gebiet rund um die Sellagruppe in den Dolomiten, wird Ladinisch, eine Form des Rätoromanischen, noch immer gesprochen.

Riviselchu um Christi Geburt

Foto: Mals, Kirche auf dem Tartscher Bühel (Dr. Hans Gschnitzer) Riviselchu ist der erste namentlich bekannte "Tiroler". Er lebte vor ca. 2000 Jahren und war der Besitzer eines Hirschhorns, das man am Tartscher Bühel in Südtirol gefunden hat. Die rätische Aufschrift verrät seinen Namen. Es ist eines der ältesten Schriftzeichen im Tiroler Raum.

Mittelalter 476 bis 1492

Foto: Burg Reifenstein (ORF, Landesstudio Tirol) Als Mittelalter wird die Zeit zwischen dem Beginn der Völkerwanderungszeit um 400 n. Chr. bzw. dem Ende des Weströmischen Reiches 476 n. Chr. und der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492) bezeichnet. In dieser Zeit hat sich "Das Land im Gebirge" geformt und ist zu dem geworden, was du heute als Tirol kennst. Bis es so weit war, sind jedoch viele Kriege geführt worden und Ländereien haben durch Heirat oder Erbschaft ihren Besitzer gewechselt. Begonnen hat alles durch die Zerstörung des Weströmischen Reiches durch die Germanen... aber sieh es dir selbst an.

Germanen und Fränkisches Reich 5. bis 13. Jahrhundert

Ab 400 n. Chr. drangen Germanen von allen Seiten in das Weströmische Reich ein. Besonders großen Einfluss auf den heutigen Tiroler Raum übten die Langobarden, die Bajuwaren und die Allemannen aus. Die Bajuwaren und Allemannen legten viele Siedlungen an und noch heute erinnern manche Ortsnamen an die damaligen Gutsbesitzer.
Das gegenwärtige Tirol war also von verschiedenen germanischen Völkern besiedelt: unter anderem kämpften Langobarden, Bajuwaren, Alemannen und Franken um die Macht. Das Land war zerstückelt und die Herrschaft wechselte oft. 774 n. Chr. begründete Karl der Große schließlich das Fränkische Reich und führte die mitteleuropäischen Länder zu einem territorialen Verband zusammen.
Foto: Schloss Tirol (Tirol Atlas) Das Fränkische Reich war in Herzogtümer gegliedert. Eines davon war Bayern. Die Herzöge teilten ihre Gebiete in Gaue ein und gaben deren Verwaltung an Grafen weiter. Somit entstanden die Grafschaften. Auch das heutige Tirol, damals als "Land im Gebirge" bezeichnet, wurde von Grafen verwaltet. Im Zuge der Ottonschen Reformen ging die unmittelbare Verwaltung auf die Bischöfen von Trient und Brixen über. Ihnen war jedoch die Ausübung der Blutgerichtsbarkeit untersagt, deshalb übertrugen sie diesen Teil der Verwaltung an Vögte. Die Vögte stammten aus Adelsfamilien oder sie etablierten sich im Laufe ihrer Tätigkeit als Dienstadel. Unter ihnen entbrannte ein Rennen um die Vorherrschaft. Die Grafen von Tirol setzten sich letztlich durch.

Bajuwaren ab 5. Jahrhundert

Die Bajuwaren sind ein Volk, das vermutlich aus verschiedenen germanischen und keltischen Stämmen entstanden ist. Auch das Wort Bayern leitet sich davon ab. Es bezeichnet ein südliches Bundesland Deutschlands und dessen Bewohner.
Foto: Bajuware im Grab (Museum Kipfenberg) Die Bajuwaren waren gute Handwerker. Sie stellten Schwerter von hoher Qualität her und waren Meister in der Verarbeitung von Metallen und Holz. Ihre einfache Kleidung bestand vor allem aus Leinen und Leder. Ihre Gürtel waren jedoch mit schönen Eisenbeschlägen verziert, in die in sorgsamer Arbeit Silber eingearbeitet worden war. Im Gürtel steckte ein langes, einschneidiges Messer, der Sax. Auch Pfeil und Bogen gehörten für Männer zur Grundausstattung. Krieger besaßen außerdem ein langes Schwert und einen hölzernen, mit Leder überzogenen Rundschild.

Alemannen ab 5. Jahrhundert

Foto: Burg aus dem frühen 14. Jh., Bachritterburg (Kanzach) (Stephan Holdermann) Die Alemannen sind ein germanischer Stamm, dessen Herkunftsort nicht genau bekannt ist, aber wahrscheinlich im Gebiet der Elbe lag. Sie wanderten im 5. Jahrhundert bis ins südliche Deutschland und siedelten sich auch im Elsaß, Teilen der Schweiz und nach Osten bis zum Lech an. Schon bald wurden sie von den Franken unterworfen und durch Karl den Großen in das Fränkische Reich eingegliedert. In den ehemaligen alemannischen Gebieten findet man noch heute typische Dialekte.

Prokuluskirchlein 5. Jahrhundert

Foto: Kleinod St. Prokulus, Naturns (Dr. Hans Gschnitzer) Am östlichen Ortsrand von Naturns steht das Kirchlein St. Prokulus. Es ist im 5. Jahrhundert n. Chr. erbaut worden. Damals glaubten die Menschen noch an viele unterschiedliche Götter und das Christentum begann sich erst langsam auszubreiten. Das Kirchlein ist ein Zeichen für die frühe Missionierung dieses Gebietes. Bekannt sind die Fresken im Inneren. Es sind die ältesten Wandmalereien Tirols. Der Sage nach ist die Kirche von einem Riesen erbaut worden.

Meinhard II. ca. 1238 bis 1295

Foto: Das Siegel Meinhard II. (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Graf Meinhard II. (ca. 1238-1295) wird auch "Der Schmied des Landes Tirol" genannt. Er schlichtete im 13. Jahrhundert die Streitigkeiten unter den Grundherren des Landes. Als Graf von Görz und Tirol konnte er das Land einen und das "Land im Gebirge" erhielt den gemeinsamen Namen "Tirol", nach dem Stammschloss der Grafen von Tirol bei Meran.
Foto: Etschkreuzer, Meinhard II. (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Meinhard II. versuchte die Wirtschaft in seinem Land anzukurbeln. Dafür brauchte er die Bürger und Bauern, ohne die ein wirtschaftlicher Aufstieg nicht möglich gewesen wäre. Er förderte die Saline in Hall, errichtete Märkte, die den Handel und den Verkehr belebten und führte Leihbanken ein, wo man sich gegen hohe Zinsen Geld ausleihen konnte. Außerdem ließ er Münzen prägen, zum Beispiel den "Adlergroschen" und den "Etschkreuzer".
Foto: Stift Stams (Angela Dittfurth) Gemeinsam mit seiner Frau gründete Meinhard II. 1273 das Stift Stams im Oberinntal. Hier wurden bis ins 16. Jahrhundert alle Tiroler Landesfürsten in der Fürstengruft begraben. Heute sind in den Klostermauern das Meinhardinum, ein katholisches Gymnasium, ein Internat und ein Kolleg für Sozialpädagogik untergebracht. Auch das Schigymnasium und die Pädagogische Akademie befinden sich in Stams. Das Kloster hat bis heute Besitzungen im ganzen Land. Manche Gemeindewappen weisen noch darauf hin.

Margarethe "Maultasch" 1318 bis 1369

Margarethe "Maultasch" war die Enkelin Meinhards II. Während ihrer Herrschaft über Tirol (1335-1363) wurde das Land von vielen Katastrophen heimgesucht: Heuschrecken fraßen die Felder kahl, Erdbeben und Überschwemmungen zerstörten Siedlungen, Krieg und Pest forderten Menschenleben. Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes übergab sie deshalb 1363 das Land Tirol an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich. Tirol wurde habsburgisch und gehörte fortan zu Österreich.
"Maultasch" bedeutet "böses Weib". Margarethe erhielt diesen Beinamen, weil sie eine zweite Ehe mit einem Wittelsbacher Markgrafen führte. Die Kirche verhängte deshalb über das ganze Land den Kirchenbann. Viele Jahre lang durften keine Messen abgehalten werden.

Friedrich IV. 1382 bis 1439

Foto: Friedrich IV., Kupferstich (Dominicus Custos) Herzog Friedrich IV. (1382-1439) von Österreich übernahm 1406 die Herrschaft in Tirol. Immer noch kämpften führende Tiroler Adelsgeschlechter gegeneinander, doch Friedrich gelang es, sich mit Hilfe der Bauern und Bürger zu behaupten. Als Dank gewährte er ihnen Mitspracherechte in der Politik.
Foto: Innsbruck zu Beginn des 16. Jahrhunderts (Schwazer Bergbuch) 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. den Regierungssitz von Meran nach Innsbruck. Innsbruck wurde also die neue Landeshauptstadt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung des Ausbaus der Kupfer- und Silberlagerstätten zwischen Schwaz und Jenbach und bei Sterzing.

"Friedl mit der leeren Tasche" 1382 bis 1439

Zur Zeit Friedrichs gab es in der Kirche Streitigkeiten. Das führte unter anderem dazu, dass drei Päpste gleichzeitig existierten. Als alle drei zur Abdankung gezwungen wurden, verhalf Friedrich einem davon zur Flucht. Der Kaiser sprach daraufhin die Reichsacht über Friedrich aus: Er verlor alle Länder und wurde 11 Monate lang in Konstanz festgehalten. Dann gelang ihm die Flucht. Ohne Hab und Gut irrte er lange im Land umher. Daher kommt auch sein Name. Die treuen Bauern und Bürger verhalfen ihm jedoch wieder zur Macht. Er belohnte sie, indem er ihnen viele Vergünstigungen gab.

Sigismund "der Münzreiche" ca. 1427 bis 1496

Foto: Schwaz um 1556 (Schwazer Bergbuch) Sigismund (ca. 1427 - 1496) war der Sohn Friedrichs IV. und wurde einige Jahre nach dessen Tod Landesfürst von Tirol. Unter seiner Herrschaft erlebte das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Kupfer- und Silberlagerstätten brachten dem Fürsten hohe Einnahmen und belebten den Handel.
Foto: Innsbruck Hofburg (ORF, Landesstudio Tirol) Sigismund war ein Förderer der Kunst und Wissenschaft. Eine seiner Leidenschaften war der Bau von Burgen. Neben Burg Sigmundskron geht auch die Hofburg in Innsbruck auf ihn zurück. Durch die Silbervorkommen in Schwaz war es ihm möglich, Silbermünzen prägen zu lassen, die Vorbild für ganz Europa wurden. Die landesfürstliche Münzprägestätte verlegte er von Meran nach Hall.
Foto: Sigmundskron (Andre Winter) Sigismund war beim Volk beliebt, obwohl er unter einer enormen Verschwendungssucht litt. Nachdem er einen Krieg gegen Venedig begonnen hatte, der das Land in riesige Schulden stürzte, hatte er den Bogen jedoch überspannt und wurde abgesetzt. Da er keine ehelichen Kinder hatte, erklärte man seinen Neffen Maximilian zum Nachfolger.

Guldiner ab Ende 15. Jahrhundert

Foto: Hall, Münzerturm (ORF, Landesstudio Tirol) Kennst du den Münzerturm, das Wahrzeichen der Stadt Hall? Hier wurden auf Anordnung des Tiroler Landesfürsten Sigmund die ersten europäischen Großsilbermünzen geprägt.
Foto: Guldiner, Hall (Münze Hall, Burg Hasegg) Diese Münzen trugen den Namen "Haller Taler" und erlangten weltweite Berühmtheit. Da ihr Wert dem Goldgulden entsprach, wurden sie auch Guldiner genannt. Heute werden nur mehr zu besonderen Anlässen Münzen geprägt, wie zum Beispiel für die Olympischen Spiele, die 1964 und 1976 in Innsbruck stattfanden.
Foto: Guldiner, Hall (Münze Hall, Burg Hasegg) Die Haller Silbertaler waren namensgebend für den Dollar. Vielleicht kennst du auch den Ausdruck auf "Heller und Pfennig". Auch dieser Begriff soll auf den "Haller" zurückgeführt werden können. Es gibt aber auch andere Theorien dafür.

Neuzeit ab Ende 15. Jahrhundert

Die Neuzeit beginnt im 15. Jahrhundert. 1492 hat Christoph Kolumbus Amerika "entdeckt". Besonders wichtige Ereignisse waren auch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johann Gutenberg und die Verbreitung des heliozentrischen Weltbildes durch Galileo Galilei. Er war davon überzeugt, dass die Sonne der Mittelpunkt des Universums ist und alle Planeten, auch die Erde, um sie kreisen. Diese Zeit ist geprägt von vielen neuen Ideen, die in alle Lebensbereiche eingriffen. Die Thesen von Martin Luther führten im 16. Jahrhundert zur Spaltung der Kirche, James Watt erfand Ende des 18. Jahrhunderts die Dampfmaschine und ermöglichte dadurch die Entstehung moderner Industrien und die französische Revolution veränderte das Leben der Menschen in ganz Europa. Was sich in dieser Zeit in Tirol zugetragen hat, kannst du dir unten anschauen.

Kaiser Maximilian 1459 bis 1519

Foto: Porträtmünze Maximilian I. (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Kaiser Maximilian (1459-1519) kam gerne nach Tirol, um zu fischen und zu jagen. Er vergrößerte das Land, indem er um 1500 das Pustertal und Osttirol durch Verträge erwarb und einige Jahre später Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein eroberte.
Foto: Hofkirche, Innsbruck (Tirol  Atlas) Unter seiner Herrschaft erhielt Innsbruck mit dem Zeughaus ein großes Waffenlager und Tirol wurde zu einem europäischen Rüstungszentrum. Außerdem ließ er das Goldene Dachl mit seinen fast 3000 vergoldeten Kupferschindeln errichten. In der Innsbrucker Hofkirche schuf er sich die angeblich größte Grabanlage des Abendlandes. Begraben liegt er jedoch in Wiener Neustadt.
Foto: Kreuz in der Martinswand (Andreas Neumann) Kaiser Maximilian liebte die Jagd. Eines Tages soll er in der Martinswand, in der Nähe von Zirl, Gämsen nachgestiegen sein, bis er im steilen Gelände weder vor noch zurück konnte. Drei Tage lang verhallten seine Hilferufe ohne Antwort. Am dritten Tag aber wurde er von einem Jüngling gerettet. Er war sicher, dass es sich dabei um einen Engel gehandelt hatte und ließ an der Unglücksstelle ein Kreuz errichten. Dorthin kehrte er fortan jedes Jahr zurück, um Gott zu danken.

Hofkirche errichtet um 1556

Foto: "Schwarze Mander", Hofkirche Innsbruck (Tirol  Atlas) Die Innsbrucker Hofkirche ließ 1556 Ferdinand I. errichten. Wenn du Innsbruck besuchst, solltest du unbedingt hineingehen und dir die "Schwarzen Mander" ansehen. Diese 28 überlebensgroßen Bronzefiguren historischer und sagenhafter Herrscher hat sich Kaiser Maximilian errichten lassen. Sie sollen seinen Sarg beschützen, auf dem seine Taten dargestellt sind, und gleichzeitig durch ihre Gegenwart seine eigene Bedeutung unterstreichen. Der Sarg ist aber leer, denn der Kaiser liegt in Wiener Neustadt begraben.

Zeughaus Ende 15. Jahrhundert

Foto: Zeughaus, Innsbruck (Tirol  Atlas) Das Innsbrucker Zeughaus errichtete Kaiser Maximilian als Waffenlager. Heute ist es ein Teil des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, in dem bedeutende Sammlungen der Tiroler Geschichte untergebracht sind. Immer wieder finden auch Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel ein Open-Air Kino in den Sommermonaten.

Goldenes Dachl errichtet um 1500

Foto: Goldenes Dachl, Innsbruck (Tirol  Atlas) Das Goldene Dachl ist ein Prunkerker, den Kaiser Maximilian I. um 1500 nach der Heirat mit seiner zweiten Frau errichten ließ. Seinen Namen hat der Bau von den fast 3000 vergoldeten Kupferschindeln, die das Dach des kaiserlichen Balkons schmücken. Zuvor war hier die Residenz der Landesfürsten untergebracht.

Landlibell 23. Juni 1511

Foto: Tiroler Landlibell, 23. Juni 1511 (Tiroler Landesarchiv) Unter Kaiser Maximilian ist am 23. Juni 1511 das Tiroler Landlibell erlassen worden. Darin verpflichteten sich alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren, im Bedarfsfall Kriegsdienst zur Landesverteidigung zu leisten. Jeder Bewohner durfte Waffen tragen. Daraus entstand das Schützenwesen. Der Landesfürst war verpflichtet, Geschütze, Pulver und Kugeln bereit zu stellen und die Befestigungsanlagen an der Landesgrenze in Stand zu halten. Auch die tirolischen Landesfreiheiten sind im Landlibell bestätigt worden. Es galt bis 1918.

Bauernkriege 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts

Nach dem Tod Maximilians begann sich allmählich Unzufriedenheit im Volk breit zu machen. Nicht nur Naturkatastrophen und die Pest lasteten auf dem Volk, sondern der neue Landesfürst Ferdinand I. (1503-1564) erhöhte zudem die Steuern und Abgaben, um der Verschuldung zu entkommen. Das Volk gab dafür vor allem seinen unbeliebten spanischen Ratgebern die Schuld.
Für die Bauern wurden die sozialen Zustände zunehmend unerträglich und das führte im ganzen Reich zu Aufständen gegen die Obrigkeit. In Tirol führte Michael Gaismair die Bauern an. Zur gleichen Zeit drang die Lehre Luthers ins Land und fand viele Anhänger. Vor allem Bergleute und Handwerker schlossen sich der neuen Religion an.
Foto: Tiroler Landesordnung 1526 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Die Bauern hatten jedoch nur kurzfristig Erfolg. Der Aufstand wurde niedergeworfen und Ferdinand I. rief eine neue Landesordnung aus. Das gewöhnliche Volk erhielt noch weniger Rechte und dem Adel und der Kirche sprach der Kaiser mehr Privilegien als bisher zu.

Michael Gaismair 1490 bis 1532

Michael Gaismair (1490-1532) aus Sterzing war der Sohn eines reichen Bauern und Bergwerkbesitzers. Vielleicht kennst du ihn unter dem Namen "Bauernführer" oder "Eisack-Fürst". Er war Sekretär des Brixner Fürstbischofs und sah das Leiden des Volkes mit an. Als der Bauernaufstand ausbrach, beschloss er einzugreifen: er ordnete den wirren Aufstand und suchte in ganz Europa nach Verbündeten.
Gaismair träumte von einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sind. Die Macht sollte beim Volk liegen und das Evangelium die Grundlage für alle Gesetze sein. Besonders wichtig war ihm, dass es auch jemanden gab, der sich um Arme und Kranke kümmerte. Zu seiner Zeit war das nämlich nicht der Fall: Arme und Kranke waren Außenseiter der Gesellschaft. Sie wurden als störend angesehen und niemand wollte mit ihnen etwas zu tun haben.
Gaismair hatte also schon sehr moderne Ideen. Zu seiner Zeit war er den Herrschenden jedoch ein Dorn im Auge und geriet in Gefangenschaft. Nach seiner geglückten Flucht wurde er 1532 ermordet.

Neue Glaubensrichtungen Martin Luther (1483 bis 1546)

Martin Luther (1483-1546) wollte im 16. Jahrhundert die Religion zu ihren Wurzeln zurückführen, sie reformieren. Er begründete damit eine Glaubensrichtung, die du heute als evangelisch oder auch unter dem Begriff Protestantismus kennst. Luther sprach die Probleme des Volkes an und seine Lehre fand deshalb sehr viele Anhänger.
Gleichzeitig bildete sich eine religiöse Gemeinschaft, die sich an die Lehre Luthers anlehnte, aber sehr viele eigene Ideen hatte. Es waren die "Wiedertäufer", die sich im Tiroler Raum vor allem um Jakob Huter versammelten. Sie hießen so, weil sie die Taufe von Kindern ablehnten und erst Erwachsene tauften. Sie lehnten privates Eigentum ab, teilten alles miteinander und weigerten sich zu kämpfen.
Die neuen Lehren fanden auch in Tirol sehr viele Anhänger. Vor allem in den Bergwerksgebieten fiel das protestantische Gedankengut auf fruchtbaren Boden. Die Anhänger der neuen Glaubensrichtungen waren jedoch immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Viele flohen oder wurden umgebracht. Erst 250 Jahre später gestattete Kaiser Joseph II. auch nicht katholischen Glaubensgemeinschaften Gemeinden zu bilden und ihren Glauben frei auszuüben.

Zwischen Krieg und Frieden 1532 bis 1665

Die Bauernkriege waren zwar vorbei, doch die Unzufriedenheit im Volk nicht gelöst. Die Herrscher bemühten sich fortan, die katholische Kirche in ihrem Land zu erneuern. In dieser Zeit wurden sehr viele Klöster gegründet und unter der Leitung von Ordensgemeinschaften entstanden Schulen. Führend waren die Jesuiten.
Ferdinand II. (1529-1595) machte Innsbruck zur Residenzstadt und ging sehr hart gegen die Anhänger der Wiedertäuferbewegung vor. Durch seinen aufwändigen Lebensstil und seine Sammelleidenschaft stürzte er das Land in noch tiefere Schulden. Für seine Frau Philippine Welser ließ er das Schloss Ambras erbauen.
Foto: Maximilian III, Innsbrucker Dom (Tirol  Atlas) Erst sein Neffe Maximilian III. (1558-1618) schaffte es, die Schulden abzubauen und den Staat neu zu ordnen. Vielleicht kennst du ihn besser unter dem Namen "der Deutschmeister". Sein Grab kannst du dir im Innsbrucker Dom ansehen.
Foto: Dom zu St. Jakob, Innsbruck  (Dr. Hans Gschnitzer) Auch Erzherzog Lepold V. (1586-1632) hatte eine nicht weniger aufwändige Hofhaltung und ließ zahlreiche große Bauten, wie die Jesuitenkirche in Innsbruck, errichten. Außerdem hatte das Land zu dieser Zeit hohe Kriegsausgaben zu tragen. Es war der "Dreißigjährige Krieg", der ganz Europa erschütterte. Nach seinem Tod übernahm seine Frau Claudia von Medici die Regierung.

"Dreißigjähriger Krieg" 1616 bis 1648

Foto: Schwedenkapelle, Kirchberg (Fritz Fuchs) In den Jahren 1616 bis 1648 kam es immer wieder zu Kriegen, an denen viele Staaten Westeuropas beteiligt waren. Man bezeichnet diese Zeitspanne deshalb auch als "Dreißigjährigen Krieg". Zu Beginn sprach man von einem Krieg, in dem es um Glaubensfragen ging. In Wahrheit versuchten aber alle Beteiligten ihre Machtinteressen durchzusetzen. Für Tirol stellten die Schweden eine große Gefahr dar. Sie drangen bis München vor und mussten an den Grenzen Tirols abgewehrt werden. Eine Sage erzählt, die Schweden seien sogar bis nach Kirchberg in Tirol vorgedrungen, wo sie jedoch von den Bauern zurückgedrängt werden konnten. Noch heute steht dort die Schwedenkapelle mit der Aufschrift: "Bis hier her und nicht weiter, kamen die schwedischen Reiter."

Schloss Ambras 16. Jahrhundert

Foto: Schloss Ambras (KHM Schloss Ambras) Im Süden Innsbrucks steht auf einer Hangterrasse von Wald umgeben Schloss Ambras. Ursprünglich eine mittelalterliche Wehrburg, ist die Anlage im 16. Jahrhundert von Erzherzog Ferdinand II. für seine Frau Phillipine Welser zu einem freundlichen Wohnschloss großzügig im Renaissancestil umgebaut und erweitert worden. Mit Hochschloss, Niederschloss, "Spanischem Saal" (heute Konzertsaal) und weitläufiger Gartenanlage ist es eine der bedeutendsten Anlagen dieser Zeit in Österreich. Als begeisterter Sammler hat Ferdinand Kuriositäten und Kunstschätze aus aller Welt in Ambras zusammmengetragen und in seiner Kunst- und Wunderkammer, dem ersten Museum der Neuzeit, ausgestellt. Heute ist Schloss Ambras im Besitz der Republik Österreich und gehört zum Wiener Kunsthistorischen Museum.

Tirol unter Österreich 1665 bis 1805

Die Tiroler Landesfürsten hatten keinen männlichen Nachfolger, deshalb übernahm Österreich die Regierung des Landes. Tirol erhielt zwar viele Sonderrechte, dennoch litt das Land unter den vielen Reformen. Die Menschen beklagten sich über den Staat, der sich überall einmischte. Es herrschten wirtschaftliche Schwierigkeiten und Überbevölkerung.

Maria Theresia 1717 bis 1780

"Kaiserin" Maria Theresia (1717-1780) war Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn. Sie regierte den Staat mit großer Strenge und führte viele Reformen durch. Unter anderem vereinheitlichte sie Gesetze, schaffte die Zölle innerhalb des Landes ab und regte dadurch die Wirtschaft an, ließ Flüsse regulieren, um den Bauern durch die Trockenlegung von Sümpfen mehr Ackerland zu geben, und schaffte die Folter ab.
Zu ihren wichtigsten Leistungen gehört die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Alle Kinder zwischen 6 und 12 Jahren mussten die "Trivialschulen" besuchen und wurden dort nach einem einheitlichen Lehrplan unterrichtet. Natürlich waren viele Eltern dagegen, denn sie brauchten ihre Kinder als Arbeitskräfte auf den Feldern.
Joseph II. (1741-1790) war der Sohn Maria Theresias. Wie seine Mutter führte auch er viele Reformen in Österreich durch. Er gab den Bauern und Soldaten mehr Rechte, verpflichtete den Adel und die Geistlichkeit Steuern zu zahlen, schaffte die Todesstrafe ab und beseitigte die Leibeigenschaft. Für die sozial Schwachen ließ er Armen- und Krankenhäuser errichten.
Ein besonderes Verdienst ist das Toleranzpatent, das er 1781 erlassen hat. Darin gestattet er Glaubensgemeinschaften, die nicht der katholischen Kirche angehörten, die freie Ausübung ihres Glaubens. Sie durften sogar Kirchen errichten. Für die damalige Zeit war das sehr modern.

Das 19. Jahrhundert 1801 bis 1900

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschte in vielen Staaten Europas Krieg. Zu dieser Zeit unternahm der französische Kaiser Napoleon Feldzüge durch ganz Europa, von denen auch Tirol nicht verschont blieb. Angeführt von Andreas Hofer mussten sich die Tiroler gegen die Fremdherrschaft zur Wehr setzen. Auf die vielen Kriege folgte eine lange Zeit des Friedens. Trotzdem herrschte in Teilen des Landes wirtschaftliche Not und den Menschen wurden wichtige politische Freiheiten entzogen.

Napoleon und seine Zeit Beginn 19. Jahrhundert

Am Beginn des 19. Jahrhunderts führte der französische Kaiser Napoleon Krieg in vielen Staaten Europas - die sogenannten Koalitionskriege. Die ersten beiden konnte Österreich erfolgreich bestehen, doch im dritten Krieg gelang es Napoleon und seinen Truppen, in Tirol einzufallen und das Land zu besetzen. Österreich musste 1805 Tirol an Bayern abtreten.
Tirol kam zu Bayern und die Menschen mussten sich den neuen Gesetzen unterordnen. Sie verloren ihre alten Rechte, der Name "Tirol" wurde abgeschafft und die Gebiete anders eingeteilt. Im bayerischen Staat herrschte modernes Gedankengut. Es war die Zeit der Aufklärung. Die Tiroler waren damals noch sehr gläubig und ihr Leben war von der Kirche bestimmt. Jetzt wurden ihnen viele Freiheiten in ihrer Religionsausübung genommen. Auch die wirtschaftliche Situation war damals nicht besonders gut. Ganz klar, dass unter diesen Umständen Spannungen entstanden sind.
Foto: Der Tiroler Landsturm 1809 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/I.Koch) Angeführt von Andreas Hofer aus dem Passeiertal erhob sich das Volk, um das Land von der Fremdherrschaft der Bayern zu befreien. Anfangs waren die Tiroler erfolgreich und schlugen unter anderem am Bergisel die Feinde in die Flucht. Die Bayern, Franzosen und Italiener blieben aber schließlich siegreich und Andreas Hofer wurde 1810 in Mantua hingerichtet. Erst nach dem Fall Napoleons kam Tirol wieder zu Österreich. Am sogenannten "Wiener Kongreß" wurde 1815 die neue Ordnung in Europa festgelegt.

Herz Jesu Gelübde Juni 1796

Als der französische Kaiser Napoleon seine Feldzüge durch Europa begann, bedrohte der Krieg auch Tirol. Im Juni 1796 legten die Tiroler deshalb ein Gelübde ab - das sogenannte Herz-Jesu Gelübde. Sie flehten damit Gott um Hilfe an, den drohenden Krieg von ihnen abzuhalten. Seither wird jedes Jahr das Herz Jesu Fest gefeiert. Dabei wird das Gelübde erneuert, es finden Gottesdienste und feierliche Prozessionen statt.

Mädchen von Spinges 1797

Foto: Denkmal für Katharina Lanz, Spinges (Dr. Hans Gschnitzer) Bei einem Angriff drangen die Franzosen bis nach Brixen vor. Auf den Höhen von Spinges, einem Ortsteil von Mühlbach, konnten sie jedoch in die Flucht geschlagen werden. Die Bewohner verteidigten ihre Häuser und Felder mit aller Kraft. Berühmt geworden ist die Bauernmagd Katharina Lanz. Sie stammte aus Enneberg und schlug die Feinde von der Friedhofsmauer aus mit einer Heugabel in die Flucht. Sie ist noch heute als "Mädchen von Spinges" bekannt und für die Ladiner eine "Nationalheldin". Ein Denkmal befindet sich am Kirchplatz von Pieve di Livinallongo.

Andreas Hofer 1767 bis 1810

Foto: Andreas Hofer (Dr. Hans Gschnitzer) Vom Freiheitskämpfer Andreas Hofer hast du sicher schon gehört. Er stammte vom Sandhof im Passeiertal und versuchte, Tirol von den Bayern zu befreien und die alte Ordnung zu verteidigen. Mit den Schützen aus Nord- und Südtirol kämpfte er am Innsbrucker Bergisel. Die entscheidende Schlacht verlor er jedoch und musste fliehen. Sein Versteck wurde verraten und er wurde 1810 in Mantua hingerichtet.
Foto: Andreas Hofer Denkmal am Bergisel, Innsbruck (Tirol  Atlas) Ihm zu Ehren findet man heute viele Denkmäler. Das berühmteste steht am Innsbrucker Bergisel, wo er die Tiroler Schützen in vier Schlachten angeführt hat. Ein großer Adler aus Bronze als Zeichen für Tirol hält einen Lorbeerkranz in seinen Fängen. Darunter siehst du ein Bronzerelief von Andreas Hofer. Das Denkmal ist 1893 fertiggestellt worden. Zur Einweihung kam sogar Kaiser Franz Josef aus Wien angereist. Seither ist das Denkmal in Kriegen und durch Sprengung einige Male teilweise zerstört worden und musste wieder aufgebaut werden.
Foto: Andreas Hofer Gedenktafel, Neumarkt (Tirol  Atlas) Andreas Hofer war lange Zeit sehr umstritten, denn er brach nach den unterzeichneten Friedensverträgen neuerlich einen Konflikt vom Zaun, unter dem viele Tiroler leiden mussten. Vor dem Ersten Weltkrieg stilisierte ihn die Politik zu einem Mythus, der vielfach noch bis heute wirkt.

Vormärz bis Erster Weltkrieg 1815 bis 1914

Foto: Auszug der Tiroler Studenten aus Wien 1848 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/Alois Schön) Auf die vielen Kriege folgte eine lange Friedenszeit. Dennoch war das Leben der Menschen damals nicht ungetrübt. Das Volk durfte sich von nun an nicht mehr an der Politik beteiligen. Eine geheime Staatspolizei überwachte die Bürger und alle Zeitschriften mit nicht genehmem politischem Inhalt wurden beschlagnahmt. Der Tiroler Landtag war politisch entmachtet.
1848 erhoben sich die Menschen gegen diese Unterdrückung. Die Revolution blieb jedoch erfolglos und der Kaiser führte in den Ländern Statthalter zur Überwachung ein. Tirol hatte etwas mehr Glück. Hier durfte das Landesparlament an der Gesetzgebung mitarbeiten. Erste Parteien begannen sich zu bilden und 1861 fanden die ersten Landtagswahlen statt, an denen sich allerdings nur wenige beteiligen durften.
Zur gleichen Zeit wollten einige Bewohner der italienischsprachigen Landesteile, dem heutigen Trentino und Rovereto, von Tirol weg. Sie wollten an das Lombardisch-Venezianische Königreich angegliedert werden. Sie gründeten italienische Parteien.
Obwohl das Land im Inneren von keinen Kriegen erschüttert worden ist, mussten dennoch die Grenzen immer wieder verteidigt werden - vor allem gegen französische und italienische Truppen.

Franzensfeste erbaut 1833 bis 1838

Foto: Franzensfeste (Andre Winter) Die Festung Franzensfeste wurde in den Jahren 1833 bis 1838 erbaut. Es war damals das größte und modernste Sperrfort Europas, wurde aber niemals genutzt. Später ist es von Mussolini weiter ausgebaut worden. Das Militär richtete hier eine Kaserne und ein Waffenlager ein. Den Namen hat die Festung zu Ehren des damaligen Kaisers Franz I. bekommen. Leider ist sie für Besucher nicht zugänglich.

Schwabenkinder 19. Jahrhundert

Foto: Zwei Schwabenkinder aus Graubünden (Buben mit Hut) bei einer Bauernfamilie in Arnach 1907 (Otto Uhlig: Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg (Tiroler Wirtschaftsstudien), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1998³) Im 19. Jahrhundert war vor allem im Westen Tirols die Armut groß. Die Höfe und Grundstücke der Bauern waren wegen der Realteilung sehr klein und so schafften sie es oft nicht, all ihre Kinder zu ernähren. Viele arbeiteten deshalb vom Frühjahr bis in den Herbst in Schwaben, in der Umgebung des Bodensees. Als Lohn erhofften sie sich, neue Kleidung und ein wenig Geld nach Hause zu bringen.
Foto: Schwabenkind bei der Heimkehr (Otto Uhlig: Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg (Tiroler Wirtschaftsstudien), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1998³) Tausende Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren zogen jährlich über die Berge, meist nur schlecht bekleidet. Begleitet wurden sie oftmals von einem Geistlichen, der sich um die Unterkunft auf dem langen Weg kümmerte. In Schwaben angekommen "verkaufte" man sie auf großen Märkten als Arbeitskräfte. Oft arbeiteten die Buben als Hirten und die Mädchen als Haushaltshilfen.

Das 20. Jahrhundert 1901 bis 2000

Das 20. Jahrhundert war von den beiden Weltkriegen geprägt. Sie führten zu einer Neuordnung der Staaten in Europa. Südtirol ist seither eine Provinz Italiens, Nord- und Osttirol sind ein Bundesland Österreichs. Das Straßennetz wurde ausgebaut, Täler erschlossen, der Fremdenverkehr entwickelte sich zu einem wichtigen Einkommenszweig und der Lebensstandard der Bevölkerung nahm stark zu. Wichtige Ereignisse in der Politik waren die Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages, die Gründung der Europäischen Union und die Gewährung des Autonomiestatuts für Südtirol.

Erster Weltkrieg 1914 bis 1918

1914 brach der Erste Weltkrieg aus und alle kriegstauglichen Männer Österreichs kämpften an den Fronten in Russland und Serbien. Frauen, Kinder und alte Menschen blieben alleine zurück. 1915 trat auch Italien gegen Österreich-Ungarn in den Krieg ein. Die Monarchie war darauf nicht vorbereitet, tausende Kinder und Alte verteidigten die Landesgrenze, bis Unterstützung durch deutsche und österreichische Truppen eintraf.
Foto: Patrouille im Schneesturm (Erster Weltkrieg) (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Kaiserschützenmuseum) In Tirol kämpfte man vor allem im Gebirge. Noch heute sind entlang der Frontlinien, zum Beispiel in den Dolomiten, Kavernen und Wehranlagen aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Sehr viele Menschen kamen damals durch Steinschlag, Muren, Blitze und Lawinen um, vielfach mehr als durch die unmittelbaren Kampfhandlungen.
In der Bevölkerung war der Hunger groß. Viele flüchteten und wohnten jahrelang bei fremden Familien oder in Baracken. Der Krieg endete im November 1918. Die Gebiete südlich des Brenners mussten an Italien abgetreten werden. Die hohen Kriegskosten fügten allen Ländern großen wirtschaftlichen Schaden zu.

Zwischenkriegszeit 1918 bis 1939

In Italien übernahm Benito Mussolini, der Führer der faschistischen Partei, die Macht. Er wollte alles auslöschen, was an die ehemalige Zugehörigkeit Südtirols an Österreich erinnerte - vor allem die deutsche Sprache. In den Ämtern und im öffentlichen Leben untersagte die neue Macht das Benützen der deutschen Sprache, Familiennamen wurden italianisiert und deutschsprachige Schulen und Vereine verboten. Auch die Orts- und Flurnamen erhielten italienische Bezeichnungen. Seither gibt es für Südtirol offiziell den Namen Alto Adige.
Die Menschen wehrten sich. Mussolini beschloss daher, den Zuzug von Italienern aus den südlichen Provinzen Italiens zu fördern. Er erteilte Industriebetrieben aus Mailand und Piemont den Auftrag, Niederlassungen in Bozen zu errichten. Die Arbeitsplätze durften nur an italienische Familien vergeben werden. Neben dem Industriegebiet errichtete die römische Regierung für diese Wohnsiedlungen. Vielen Südtiroler Bauern nahm man ihr Land weg und die Obstbäume und Weinreben wurden kurz vor der Ernte vernichtet.
Zur selben Zeit herrschte in jenem Teil Tirols, das bei Österreich geblieben ist, eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Menschen arbeiteten vor allem in der Landwirtschaft und nur einige wenige fanden in den Metall- und Textilbetrieben einen Arbeitsplatz. Die Parteien warben um Mitglieder und versuchten in Demonstrationen und Aufmärschen ihre Macht zu demonstrieren. Große politische und soziale Spannungen machten sich bemerkbar.
Zu dieser Zeit begann auch der Fremdenverkehr zuzunehmen. Die meisten Gäste kamen damals wie auch noch heute vor allem aus Deutschland. 1926 wurde die erste Seilbahn errichtet. Sie führte auf die Zugspitze. In den darauf folgenden Jahren entstanden Bahnen auf die Nordkette und den Patscherkofel. Die 1000-Mark-Sperre des Deutschen Reiches brachte aber große Einbußen für den Fremdenverkehr.
In Deutschland hatte Hitler 1933 mit seiner Nationalsozialistischen Partei (NSDAP) die Macht übernommen. Er verfolgte das Ziel, alle Deutschen in einem Großdeutschen Reich zusammenzuführen. Auch in Tirol gewannen die Nationalsozialisten immer mehr Einfluss. Sie versprachen Linderung der wirtschaftlichen und sozialen Not. Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, bereiteten viele, nicht alle, Hitler einen jubelnden Empfang. Die NSDAP ließ Straßen und Wohnungen bauen, förderte die Energiewirtschaft, den Bergbau und kurbelte so die Wirtschaft an. Viele Familien waren froh, endlich wieder Arbeit und genug zu essen zu haben. Damals wurden auch Beihilfen, so zum Beispiel die Kinderbeihilfe eingeführt, die es noch heute gibt. Diese Errungenschaften sollen nicht über den fast vollständigen Verlust aller politisch-demokratischen Freiheiten hinwegtäuschen.

Katakombenschulen Zwischenkriegszeit

Als Mussolini deutsche Schulen in Südtirol verbot, rief Michael Gamper auf, Notschulen einzurichten. Viele Eltern schlossen sich zusammen und gaben ihren Kindern privat Deutschunterricht. Wenn sie dabei erwischt wurden, mussten sie hohe Geldstrafen zahlen und manchmal sogar ins Gefängnis. Der Unterricht fand deshalb geheim in Scheunen, Kirchen, Klöstern, Waschküchen und dunklen Kellern statt. Man sprach daher von Katakombenschulen. Besonders dafür eingesetzt hat sich der Salurner Dr. Josef Noldin. In Kurtatsch unterrichtete die Lehrerin Angela Nikoletti in den Geheimschulen. Sie wurde jedoch gefangen genommen und ihre Gesundheit brach zusammen. Sie starb schon mit 30 Jahren.

Siegesdenkmal 1928

Foto: Siegesdenkmal, Bozen (Tirol  Atlas) Wenn du einmal in Bozen bist, solltest du das Siegesdenkmal besuchen. Die Faschisten errichteten es 1928. Es sollte ein Zeichen des Sieges der Italiener gegen Österreich im Ersten Weltkrieg sein. Wie alle Bauten des Faschismus ist auch das Siegesdenkmal sehr pompös und sollte Macht demonstrieren. Heute wird es als Warnung vor dem Faschismus gesehen und man will es zu einem Zeichen des Friedens umwandeln.

Ettore Tolomei 1865 bis 1952

Ettore Tolomei war Sprachwissenschafter. Für ihn war der Alpenhauptkamm eine natürliche Grenze. Sein Ziel war es, Südtirol zu italianisieren. Er führte unter anderem italienische Namen für Orte und Fluren ein und italianisierte viele Familiennamen.

1000-Mark-Sperre 1933 bis 1936

Foto: 1000-Mark Sperre (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Für die Tiroler war der Tourismus schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Einnahmequelle. Durch die 1000-Mark-Sperre Hitler-Deutschlands, bei der jeder deutsche Staatsbürger vor der Einreise nach Österreich 1000 Reichsmark hinterlegen musste, blieben aber viele Touristen aus.

Zweiter Weltkrieg 1939 bis 1945

Foto: Angriff auf Kufstein, 2. Weltkrieg (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Durch den Anschluss an Deutschland erhofften sich die Menschen eine bessere Zukunft. Doch schon bald kam das wahre Gesicht Hitlers zum Vorschein. Tirol wurde mit Vorarlberg zu einem Reichsgau zusammengelegt und Osttirol ging an Kärnten, Südtirol endgültig an Italien. Schon im Herbst 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, in den Staaten der ganzen Welt verwickelt waren. Der grausame Krieg forderte viele Millionen Tote, hinterließ Elend und Zerstörung. Er endete erst 1945.
Mussolini fürchtete, dass Hitler auch das weitgehend deutschsprachige Südtirol ins Deutsche Reich eingliedern wollte. Doch im Gegenteil: Hitler machte sich den italienischen Diktator zum Verbündeten und 1939 schlossen sie ein Deutsch-Italienisches Abkommen. Besser bekannt ist dir dieses Abkommen wahrscheinlich unter dem Namen "Option". Gemeinsam kämpften die Achsenmächte Italien - Deutsches Reich - Japan gegen Frankreich, Großbritannien, die Sowjetunion und später sogar die USA. 1943 unterzeichnete Italien jedoch einen Waffenstillstand. Hitler marschierte daraufhin bis Neapel ein und zwang die Bewohner für das Deutsche Reich in den Krieg zu ziehen.
Für Hitler stand hinter diesem Krieg die Idee des Nationalsozialismus. Jeder, der eine andere Meinung vertrat, den Staat kritisierte oder nicht den Rassenvorstellungen entsprach, wurde verfolgt. Besonders hart wurde gegen die Juden vorgegangen. Der Zweite Weltkrieg führte zu einer Aufspaltung Deutschlands in zwei Teile und zu einer neuen politischen Ordnung Europas.

Option 1939

Foto: Ehemalige "Südtiroler Siedlung" (Ahornhof), Innsbruck (Tirol  Atlas) Hitler und Mussolini schlossen 1939 ein Abkommen, das mit dem Begriff "Option" verbunden wird. "Optieren" bedeutet wählen. Südtiroler mussten sich damals entscheiden, ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen oder die italienische beibehalten wollten. Entschlossen sie sich für die deutsche, so verpflichteten sie sich, ihre Heimat zu verlassen und ins Deutsche Reich auszuwandern. Italien wollte damit endgültig die deutsche Sprache und Kultur aus Südtirol vertreiben. Bis Kriegsende verließen ungefähr 75000 Südtiroler ihre Heimat. In vielen Orten sind noch heute die "Südtiroler-Siedlungen" zu sehen. Innerhalb kürzester Zeit wurden in Tirol und Vorarlberg rund 7000 Wohnungen errichtet, um die Auswanderer unterzubringen. Dieser Wohnungsbau hatte auch während des Krieges höchste Dringlichkeitsstufe und wurde gleich wichtig wie die Panzerproduktion eingestuft.

Konzentrationslager Zweiter Weltkrieg

Wahrscheinlich hast du schon einmal etwas von den Arbeits- und Konzentrationslagern gehört. Kriegshäftlinge, Menschen, die nicht den Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen oder die Regierung kritisierten, wurden hier eingesperrt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Viele starben durch die unmenschlichen Zustände, andere wurden ermordet. Auch in Tirol gab es Außenstellen der Konzentrationslager. Auf Schloss Itter waren prominente französische Häftlinge untergebracht, Häftlinge in Innsbruck wurden für den Reichsstraßenbau herangezogen. In Neustift im Stubaital und am Plansee wurden Lager errichtet. Das Konzentrationslager in Bozen diente als Zwischenstation für politische und jüdische Häftlinge aus Italien, von wo aus man sie auf die verschiedenen Lager im Deutschen Reich verteilte.

Nachkriegszeit 2. Hälfte 20. Jahrhundert

Foto: "Care-Paket" (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum) Wie du dir vorstellen kannst, waren die ersten Jahre nach dem Krieg nicht einfach. Alle betroffenen Länder waren bemüht, Schäden zu beheben und Ordnung in das Chaos zu bringen. Tausende hatten ihre Heimat verloren. Es mangelte an allem, vor allem aber an Wohnungen, Brennstoffen und Nahrungsmitteln. Die Bewohner waren mit dem Wiederaufbau beschäftigt, da durch die Bombenangriffe viele Gebäude so zum Beispiel in Bozen, Innsbruck, Matrei am Brenner und Wörgl zerstört waren. Viele Menschen hatten alles verloren, Frauen und Kinder hofften auf die Rückkehr der Männer aus dem Krieg oder der Gefangenschaft.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Tirol geteilt. Der österreichische Teil Tirols bekam eine eigene Landesregierung. Das Land stand aber lange Zeit unter dem militärischen Oberkommando von amerikanischen, marokkanischen und französischen Truppen, Osttirol war von den Briten besetzt. Die Besatzer zogen sich jedoch immer mehr aus der Politik zurück. Sie blieben bis 1955 im Land. Damals wurde in Österreich der Staatsvertrag unterzeichnet und die immerwährende Neutralität beschlossen.
Die Südtiroler hofften nach Ende des Krieges endlich frei zu sein. Doch auf der Friedenskonferenz in Paris wurde Südtirol erneut Italien zugesprochen. Zum Schutz der Südtiroler unterzeichneten der italienische Ministerpräsident Degasperi und der österreichische Außenminister Gruber ein zusätzliches Abkommen, das sogenannte Gruber-Degasperi-Abkommen. Italien hielt sich jedoch nicht an die darin festgelegten Übereinkünfte. Die Provinz Bozen wurde mit Trient zur Region Trentino-Alto Adige zusammengelegt. Von dort aus wurde alles bestimmt.

Lebensmittelkarten nach dem 2. Weltkrieg

In den Nachkriegsjahren erhielt jeder Tiroler Lebensmittelkarten. Sie konnte er in den Geschäften gegen Nahrungsmittel eintauschen. Ein Innsbrucker erhielt im Juli 1945 folgendes: 80 dag Fleisch, 20 dag Fett, 4 kg Brot, 25 dag Nährmittel, 25 dag Käse, 10 dag Kaffeeersatz und 25 dag Salz. Rechne doch einmal nach, was du in einem Monat an Lebensmitteln brauchst. Du kannst dir vorstellen, dass man damit nur schwer auskam. Man musste deshalb versuchen auf dem Schwarzmarkt Wertsachen gegen Lebensmittel zu tauschen oder bei Bauern etwas zu erbetteln.

Gruber-Degasperi-Abkommen 1946

Das Gruber-Degasperi Abkommen wurde 1946 vom italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi und vom österreichischen Außenminister Karl Gruber im Pariser Vertrag unterzeichnet. Es sollte den Südtirolern die gleichen Rechte wie den italienischen Staatsbürgern zusichern. Dazu gehört die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache in den Schulen und öffentlichen Ämtern, eine relativ selbstständige Verwaltung und Förderung der Wirtschaft. Das Abkommen sprach Südtirol in den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft und Soziales eine selbstständige Verwaltung zu.

Ins neue Jahrtausend

Foto: Schigebiet Fieberbrunn (TVB Pillerseetal) Nachdem die Kriegsschäden zu einem großen Teil beseitigt worden waren, kehrte langsam der Alltag in das Leben der Bevölkerung zurück. Tirol begann zu einem hochentwickelten Land zu werden. Bisher waren sehr viele Menschen Bauern, doch jetzt fanden sie neue Einkommensmöglichkeiten. Besonders wichtig wurde erneut der Fremdenverkehr. Bauernhöfe baute man zu Pensionen um, Hotels wurden errichtet und Berge mit Liften erschlossen. Heute bezeichnet man Tirol sogar als Tourismushochburg. Die wirtschaftliche Situation besserte sich zunehmend und die Bevölkerungszahl stieg wieder an.
Foto: Inntalautobahn bei Innsbruck (Tirol  Atlas) Gleichzeitig erfolgte ein Ausbau des Straßennetzes. Man errichtete zahlreiche Passstraßen, ebenso die Brenner- und die Inntalautobahn und 1978 konnte schließlich der 14 km lange Arlbergstraßentunnel eröffnet werden. Die Entwicklung des Landes zieht aber auch negative Folgen nach sich. Immer wieder gibt es Proteste gegen die steigende Verkehrsbelastung und die dadurch verursachte Belästigung durch Lärm und Abgase. Tausende LKW rollen täglich über die Autobahnen und Bundesstraßen, dazu kommt der Pendler- und Urlauberverkehr.
Aber auch in der Politik hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Da Italien die Zugeständnisse an Südtirol aus dem Gruber-Degasperi-Abkommen nicht einhielt, kam es immer wieder zu Spannungen, die in Sprengstoffanschlägen gipfelten. 1957 fand eine Kundgebung auf Schloss Sigmundskron statt, an der 35000 Menschen teilnahmen. Sie demonstrierten für eine Loslösung Südtirols von Trient. Erst 1969 wurde zwischen Österreich und Italien ein neues Abkommen für Südtirol erarbeitet - das "Paket". Darin war noch einmal genau geregelt, wie der italienische Staat die Südtiroler als Minderheit schützen musste. Bis 1992 kontrollierten der österreichische Staat und die UNO immer wieder, ob Italien die Autonomiebestimmungen auch einhalten würde. Erst dann war der lange Streit beendet.
Foto: Mitgliedsländer der Arge Alp (Maria Haffner) Seit 1972, dem Gründungsjahr der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, kurz Arge Alp, arbeiten die beiden Länder Tirol und Südtirol über die Grenzen hinweg wieder enger zusammen. Viele Probleme, wie zum Beispiel der Transitverkehr, betreffen beide Länder und sie können nur gemeinsam gelöst werden. Heute sind Österreich und Italien EU-Mitglieder, Italien als Gründungsmitglied seit 1957, Österreich seit 1995. Dadurch sind auch zwischen dem Land Tirol und Südtirol die Grenzbalken wieder "gefallen". Das bedeutet für dich, dass du beim Grenzübergang keinen Reisepass mehr vorweisen musst. Du kannst dir zum Beispiel auch aussuchen, in welchem Land der Union du arbeitest und seit 2002 gilt in vielen Ländern mit dem Euro dieselbe Währung. Auch dieser Atlas wäre ohne die EU nicht zustande gekommen.

"Paket" 1969

Foto: Menschenmasse (Angela Dittfurth) 1969 wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, der den Südtirolern eine größere Autonomie zusichern sollte. Diesen Vertrag nannte man "Paket". Die Südtiroler erhielten ein ganzes Bündel an Zugeständnissen. Der wichtigste Teil dieses "Pakets" war ein neues Autonomiestatut, das 1972 in Kraft trat. Dieses macht es dem Land Südtirol seither möglich, wichtige Entscheidungen selbst zu treffen ohne auf die Region (damals Trentino-Tiroler Etschland) angewiesen zu sein. Die deutsch- und die ladinischsprachige Bevölkerung wird dadurch stärker geschützt. Zum Beispiel werden Sozialwohnungen nach dem Proporz-System vergeben und um eine Stelle im öffentlichen Dienst zu erhalten, muss die Zweisprachigkeitsprüfung abgelegt werden.

ARGE-Alp

Foto: Friedensglocke der Arge Alp (Maria Haffner) Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) gründete man 1972 auf Anregung des damaligen Tiroler Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer. Ihr gehören Länder der Staaten Österreich, Italien, Schweiz und Deutschland an. Sie wollen gemeinsam, über die Grenzen hinweg, die Wirtschaft, die Kultur und das soziale Umfeld der Alpenländer fördern und verbessern. Ein großes Anliegen ist auch die Umwelt- und Verkehrspolitik. Die Friedensglocke in Telfs ist ein Denkmal für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Arge Alp Länder. Sie ist die größte Glocke Tirols und wird täglich geläutet.

EU Gründungsjahr 1957

Foto: EU - Mitgliedsstaaten seit 1. Mai 2004 (Europäische Union) 1957 gründeten die sechs Länder Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande die EU, Europäische Union. Damals hieß sie noch EG, Europäische Gemeinschaft. Seither sind viele Staaten beigetreten und derzeit hat die EU 25 Mitglieder. Auch Österreich hat sich 1995 für den Beitritt zur Europäischen Union entschieden. Die Mitgliedsstaaten haben das Ziel, über die Grenzen und Kulturen hinweg einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu errichten. Es gibt aber auch andere Bereiche, mit denen sich die EU befasst. So wird zum Beispiel an einer gemeinsamen Sicherheitspolitik gearbeitet und Fragen des Umweltschutzes werden diskutiert.
Foto: Euro Scheine und Münzen (Tirol  Atlas) Als EU-Bürger hast du die Möglichkeit innerhalb der EU zu reisen, ohne deinen Reisepass vorweisen zu müssen und du kannst frei entscheiden, wo du wohnst und arbeitest. Spezielle Programme ermöglichen es dir, im Ausland zu studieren und fremde Sprachen zu lernen. Seit 2002 gibt es den Euro als einheitliche Währung in 12 der 25 Mitgliedsstaaten.

Olympische Winterspiele 1964 und 1976

Foto: Olympisches Dorf, Innsbruck (ORF, Landesstudio Tirol) Zweimal, nämlich 1964 und 1976, wurden in Innsbruck die Olympischen Winterspiele ausgetragen. Dafür errichtete man das Tivoli-Eisstadion und die Sprungschanze am Bergisel. Auch die Bobbahn stammt aus dieser Zeit. Für die Unterbringung der Wettkämpfer wurden im olympischen Dorf große Wohnhausanlagen geschaffen.

21. Jahrhundert

Foto: Blick über den Salvenberg auf den Wilden Kaiser (Dr. Josef Aistleitner) Wer weiß, was uns das neue Jahrtausend bringen wird. Am besten du hörst fleißig Nachrichten und hältst dich so auf dem Laufenden. Was sich bis jetzt schon wichtiges zugetragen hat? Zum Beispiel hat die Europäische Union im Mai 2004 zehn neue Mitgliedsstaaten erhalten. Kurz darauf hat die Europawahl stattgefunden, zu der du dir die Ergebnisse beim Tirol Atlas ansehen kannst. Auch sonst kannst du dir aktuelle Informationen holen. Wähle dafür beim Tirol Atlas ein Thema aus, zum Beispiel Bevölkerung oder Landwirtschaft und klick ein wenig herum.